SelbstVerletzendesverhalten SVV

#1 von Sonnenstrahl , 01.05.2011 10:53

Beschreibung:
Selbstverletzendes Verhalten (SVV), bei dem sich Betroffene bewusst selbst verletzen (z.B. durch Ritzen der Haut an den Armen)

Ursachen:
Meist ist eine langanhaltende psychische Belastung (z.B. Konflikte innerhalb der Familie) oder Erkrankung (z.B. Borderline-Störung, Depression) Grund für das Verhalten.

Symptome:
Zum Beispiel Wunden, Stiche, Verbrennungen am Körper (meist an den Armen und Beinen), blaue Flecken, Narben, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen

Behandlung:
Der Arzt versorgt zunächst die Wunden, danach ergründet er die psychischen Ursachen und wählt eine geeignete Psychotherapie aus. In manchen Fällen verordnet der Arzt Psychopharmaka.

Diagnose:
Gespräch mit dem Arzt, körperliche Untersuchung (z.B. Begutachtung der Wunden und Narben)

Vorbeugen:
Ersatzhandlungen wie Eiswürfel in den Nacken legen, auf Bett oder Kissen einschlagen, kalt duschen; außerdem: Selbstbewusstsein stärken, positives Körpergefühl entwickeln, kritischen Umgang mit sozialen Medien lernen


Was ist selbstverletzendes Verhalten?

Eine Selbstverletzung – auch selbstverletzendes oder autoaggressives Verhalten bzw. Autoaggression (Selbstaggression) oder Artefakthandlung – beschreibt verschiedene Verhaltensweisen und Handlungen, bei denen sich Betroffene absichtlich wiederholt selbst verletzen oder sich selbst Wunden zufügen.

Das sogenannte Ritzen – das Anritzen bzw. Aufschneiden der Haut von Unterarmen oder Beinen mit spitzen Gegenständen wie Messer, Scherben oder Rasierklingen – stellt die häufigste Methode zur Selbstverletzung dar. Es handelt sich dabei nicht um lebensbedrohliche Wunden, sondern um kleine bis mittelgroße Verletzungen der Haut- bzw. Gewebsoberfläche des Körpers.

Im ICD-10, dem internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten und Gesundheitsprobleme, wird selbstverletzendes Verhalten nicht als eigenständige Krankheit klassifiziert. Es gilt als „vorsätzliche Selbstschädigung auf nicht näher bezeichnete Art und Weise“.

Im DSM-5, dem amerikanischen Leitfaden für psychische Störungen, wird das Verhalten als „nicht-suizidales Selbstverletzungssyndrom“ (kurz: NSVV) definiert. Es liegt vor, wenn sich Betroffene innerhalb eines Jahres an fünf oder mehr Tagen bewusst selbst eine Schädigung des eigenen Körpergewebes zufügen.

Selbstverletzendes Verhalten lässt sich häufig auf eine länger andauernde seelische Belastung zurückführen und tritt oft in Begleitung mit anderen psychischen Erkrankungen auf, etwa einer Borderline-Störung oder Depression. Laut Untersuchungen verletzt sich jeder vierte Heranwachsende bis zu seinem 18. Lebensjahr zumindest einmal selbst.


Was sind die Ursachen für Selbstverletzungen?

Selbstverletzendes Verhalten tritt meist aufgrund von länger dauernden seelischen Belastungen auf, etwa einer problematischen Eltern-Kind-Beziehung oder häufigen Konflikten mit Gleichaltrigen. Seltener entsteht das Verhalten bei akuten seelischen Belastungen wie zum Beispiel der Scheidung der Eltern, einer Trennung oder schulischen Problemen.

Gründe dafür, dass sich Menschen ritzen, sind außerdem ein geringes Selbstwertgefühl, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, sexueller Missbrauch oder Vernachlässigung. In den meisten Fällen tritt das Verhalten jedoch als Symptom oder in Begleitung anderer psychischer Erkrankungen auf, wie etwa:

Borderline-Persönlichkeitsstörung
Depressionen
Essstörungen wie Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder Magersucht (Anorexie)
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Zwangsstörungen
Drogenmissbrauch
Angststörungen
Störung des Sozialverhaltens

Autoaggressives Verhalten beginnt meist in der Jugend zwischen dem zwölften und 15. Lebensjahr, in manchen Fällen jedoch auch deutlich früher. Seltener tritt Autoaggression bei Erwachsenen auf. Bei den meisten Betroffenen ist es ein Ventil, um starke innere Spannung abzubauen. Durch das Selbstverletzen verspüren sie ein Gefühl der Erleichterung.

Oder aber die Selbstverletzungen dienen als Selbstbestrafung, weil Betroffene wütend auf sich selbst sind. Manche werden mit der Zeit „süchtig“ nach diesem Zustand und verletzen sich immer wieder.

Am häufigsten werden Selbstverletzungen eingesetzt, um sehr unangenehme Gefühle (z.B. Verzweiflung, Selbsthass, Depression, Angst) oder Erinnerungen, von denen die Betroffenen überwältigt werden, zu unterbrechen. Nach traumatischen Ereignissen wie Missbrauch oder Misshandlung kommt es meist zu immer wiederkehrenden Flashbacks – intensive, sich aufdrängende Erinnerungen an das Trauma –, denen die Betroffenen hilflos ausgeliefert sind.

Die Selbstverletzung („Selbstverstümmelung“) bewirkt eine Unterbrechung oder Linderung des intensiv unangenehmen Gefühlszustands. Selbstverletzendes Verhalten dient somit als eine Art Bewältigungsstrategie für die Betroffenen. Nicht selten wird selbstverletzendes Verhalten von anderen Jugendlichen (z.B. Freunden oder Mitschülern) „erlernt" und nachgeahmt: Die Jugendlichen übernehmen selbstverletzende Handlungen von anderen.

Zu beachten ist hier die Rolle des Internets. Hier tauschen Betroffene Informationen zum selbstverletzenden Verhalten untereinander aus. Dies kann dazu führen, dass das Verhalten sozial akzeptiert und „normalisiert“ wird.

Egal, welche Gründe zur Selbstverletzung führen, bei fast allen Betroffenen tritt im Anschluss ein Gefühl der Entlastung ein. Sie fühlen sich danach meist kurzzeitig besser. Das ist auch der Grund dafür, warum sich viele immer wieder verletzen. Manche werden durch eine körpereigene Ausschüttung von Endorphinen (endogene Morphine, „Glückshormone“) sogar süchtig nach dem Gefühl, das im Anschluss an das Verletzen auftritt.


Wer ist besonders betroffen?

Jugendliche (seltener auch Kleinkinder) mit psychischen Problemen sind am häufigsten von Autoaggression betroffen. In Deutschland verletzen sich ca. 25 Prozent der Jugendlichen einmal in ihrem Leben selbst, weltweit sind etwa 19 Prozent der Bevölkerung im Jugendalter von selbstverletzendem Verhalten betroffen.

Vor allem Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, ein selbstverletzendes Verhalten zu entwickeln. Das liegt unter anderem daran, dass Mädchen häufiger dazu neigen, negative Gefühle nach innen, also gegen sich selbst zu richten. Außerdem sind sie häufiger von Depressionen und Ängsten betroffen, was das Risiko für selbstverletzende Handlungen erhöht.

Viele Jungen haben hingegen die Tendenz, ihre Wut und psychische Anspannung an ihrer Umwelt auszulassen. Das ist unter anderem auf den höheren Anteil an Testosteron im Körper zurückzuführen. Studien aus den letzten Jahren zeigen aber, dass immer mehr männliche Jugendliche von Autoaggression betroffen sind.


Wie äußert sich selbstverletzendes Verhalten?

Selbstverletzendes Verhalten und dazugehörige Symptome äußern sich in vielfacher Weise. Die häufigste Art stellt jedoch das „Ritzen“ bzw. „Schneiden“ dar. Dabei werden dem eigenen Körper wiederholt Schnittverletzungen mit scharfen Gegenständen wie zum Beispiel Rasierklingen, Messern, Nadeln oder Glasscherben zugefügt.

Doch es gibt noch viele weitere Arten von Selbstverletzung, zum Beispiel brennende Zigaretten auf dem Arm ausdrücken, heiße Herdplatten anfassen oder bestimmte Körperteile abschnüren. Nicht selten wenden Betroffene mehrere selbstverletzende Methoden an, die sich über die Zeit hinweg ändern.

Dazu zählen unter anderem:

sich wund bzw. blutig kratzen
sich ritzen oder schneiden mit scharfen Gegenständen
sich schlagen bzw. schlagen gegen harte Gegenstände
sich kneifen
sich beißen
sich verbrennen
sich verätzen (z.B. mit Säuren)
sich Haare ausreißen
exzessives Fingernägelkauen
das Abschnüren bestimmter Körperteile
ständiges Aufreißen von verheilenden Wunden
Versuche, sich die Knochen zu brechen
absichtliche Einnahme schädlicher Substanzen (z.B. verdorbene Lebensmittel oder Reinigungsmittel)

Die am häufigsten verletzten Körperregionen sind:

Unterarme
Handgelenke
Oberarme
Oberschenkel

Seltener werden Brust, Bauch, Gesicht oder Genitalbereich verletzt. Die Verletzungen sind zudem meist gleich tief, gruppiert, parallel gereiht oder symmetrisch auf der Hautoberfläche erkennbar (auch in Form von Buchstaben oder Wörtern). Nicht selten entstehen aus diesen Wunden Narben, die man als Selbstverletzungsnarben oder SVV-Narben bezeichnet.

Häufig haben Menschen mit SVV Schlafstörungen. Sie ziehen sich zurück und vernachlässigen den Kontakt zu Freunden und auch Hobbys, die sie früher ausgeübt haben. Oft versuchen Betroffene aus Scham, ihre Wunden und Verletzungen am Körper zu verstecken.

Sie tragen daher oft auch bei warmen Temperaturen oder beim Sport lange Kleidung, die Narben vom Ritzen oder andere frische Wunden verbergen. Auch Stimmungsveränderungen sind häufig Anzeichen für autoaggressives Verhalten. Weitere Warnzeichen sind unter anderem:

Häufiges Einschließen im Zimmer bzw. Badezimmer
Vernachlässigung der eigenen Interessen (z.B. Freunde treffen)
Aufbewahren von Rasierklingen, Messern oder anderen spitzen Gegenständen
Schnittverletzungen am Körper (meist am Unterarm)
Brandverletzungen oder Stiche (z.B. durch Nadeln)
Blaue Flecken am Körper
Schürfwunden (vor allem an den Knien oder Ellbogen)



Quelle: netdoktor.de


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